Freitag 19. bis Mittwoch 24. März 2010
schon zum siebenten Mal in Folge!
Thema:
“Strauss-Musik – Rezeption und Interpretation”
Symposion – Konzerte – Round-Table-Gespräch
Die Tänze, Märsche und Operetten der Wiener Familie Strauss sind mit der weltweiten Identifikation von Wien als „Musikhauptstadt“ in so hoher Intensität verknüpft, wie es in ähnlichem Ausmaß von den Werken nur sehr weniger anderer Komponisten zu beobachten ist. Von der Wien-Werbung bis zur Stadtpolitik im Gemeinderat schmeichelt man sich mit dem Titel „Musikhauptstadt“. Dieses Prädikat der Stadt Wien zu erhalten steht wohl außer Zweifel, transportiert es doch ein gern gesehenes kulturelles Image der Stadt und wird über Umwegrentabilität zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Strauss-Musik ist für Wien mehr als ein kulturelles Erbe, Strauss-Musik ist ein Werbeträger für Wien!
Strauss-Musik wird gespielt – einmal besser, ein andermal schlechter. Genügt es heute noch die Hauptsache darin erfüllt zu sehen, dass diese Musik einfach gespielt und getanzt wird – egal wie?
Die Strauss-Forschung im Rahmen der Wienbibliothek im Rathaus und des Wiener Instituts für Strauss-Forschung, die Erarbeitung der thematisch-bibliographischen Werkkataloge „Strauss-Elementar-Verzeichnis“ (SEV) für das Œuvre von Johann Strauss (Sohn) und „Strauss-Allianz-Verzeichnis“ (SAV) vereinigend die Kompositionen der anderen komponierenden Mitglieder der Familie Strauss sowie die Herausgabe kritischer Gesamtausgaben führte in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer derart großen Vermehrung der Quellenkenntnis und des Wissens um authentische Strauss-Interpretation, dass ein fachlicher Austausch der Musikwissenschaftler mit den Interpreten längst ansteht. Zudem wirft neues Wissen stets auch neue Fragen auf, die es zu diskutieren gilt. Der Impuls dazu kann nur von Wien ausgehen.
Zur zeitgemäßen Interpretation von Strauss-Musik bedarf es nicht nur eines auf den Originalquellen basierenden Notentextes, sondern auch der Kenntnis historischer Instrumentenkunde und Aufführungspraxis. Quellenmaterial ist reichlich vorhanden, seien es Musikmanuskripte, Notendrucke, Aufführungsmateriale, zeitgenössische Aufführungsberichte, die Interpretationen von Eduard Strauss II (1910 – 1969), des bis jetzt letzten hauptberuflichen Musikers der Familie, und viele andere Tondokumente bis hin zur Wiedergabe auf Phonola-Instrumenten.
Wie Strauss-Musik lebt, beweisen zahlreiche Bearbeitungen, entstanden vom Zeitpunkt der Erstaufführung bis in die Gegenwart. Die Palette reicht von einfachen Klavierarrangements bis zu kunstvollen Konzertparaphrasen, von Instrumentierungen für Kammermusikensembles bis zum Big Band Sound im strikten Tempo für Turniertanz-Wettbewerbe. Die Operetten werden den örtlichen und zeitlichen Anforderung gemäß adaptiert. Auch für jedes Arrangement stellt sich die Frage der Interpretation in der Intention von Strauss.
Wie spannend und neu könnten die Tritsch-Trasch-Polka, die Annen-Polka oder die vielen Walzer von Johann Strauss (Sohn), der Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater), überhaupt die meisten Strauss-Kompositionen klingen, würden die Erkenntnisse der letzten zwanzig Jahre Strauss-Forschung zur Grundlage heutiger Interpretation und Rezeption werden!
Norbert Rubey
Veranstalter der 7. „Tanz-Signale“ (benannt nach dem Walzer op. 218 von Johann Strauss Vater) waren wieder das Wiener Institut für Strauss-Forschung (WISF), das Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien, das Theater in der Josefstadt und weitere Kooperationspartner.
Eduard Strauss