Über die Produktion der Operette „Jabuka“ im Juli 2005 in Brünn.
Die Produktion der Operette „Jabuka“ in konzertanter Aufführung ist Teil des „Europäischen Johann Strauss Bühnenwerke Festivals – EJSF“, eines großen europäischen Zyklus zur Aufführung aller Bühnenwerke von Johann Strauss Sohn. Das EJSF startete 2004 fulminant mit der Aufführung der Operette „Simplicius“ im Landestheater Coburg. Auch mit der Produktion des „Carneval in Rom“, in der Staatsoperette Dresden wird eine Rarität dargeboten.
Die Produktion im Landestheater Coburg war zwischen einer szenischen und einer konzertanten Aufführung angesiedelt. In Dresden wurde die Operette klassisch realisiert. Die Aufführung in Brünn wird sich davon nicht weit entfernen. Dies ist nicht nur durch den Charakter des Stückes bedingt, sondern auch durch die mangelnde Unterstützung aus öffentlichen Mitteln. Es geht um das erste internationale Projekt in diesem Zyklus mit Künstlern aus 4 Ländern: Tschechien, Deutschland, Österreich und der Slowakei. Die Produktion wird in zwei Varianten angeboten, damit sie sowohl für das deutschsprachige, als auch für das tschechische und das slowakische Publikum verständlich wird.
Der Garant für dieses Projekt ist die Tschechische Johann Strauss Gesellschaft, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens schon viele erfolgreiche Projekte in Austerlitz, Mikulov, Most und Chomutov realisiert hat. Sie hat auch beim Festival zu Ehren der „Walzerkönige“ in Karlsbad mitgewirkt.
Die Aufführung der „Jabuka“ auf dem Brünner Spilberk soll ein Anreiz für die Wiederentdeckung weiterer unbekannter Strauss’scher Operetten in anderen Städten Europas sein.
Im letzten Jahr waren es genau 110 Jahre, dass die Operette „Jabuka“ ihre Premiere im Theater an der Wien (12. Oktober 1894) hatte. Kurz darauf huldigte man dem Komponisten Johann Strauss Sohn zu seinem 50. Künstlerjubiläum.
Es ist anzunehmen, dass „Jabuka“ unter dem Einfluss des Erfolges der Oper „Die verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana entstand. Diese wurde in einer Übersetzung von Max Kalbeck. bereits am 2. April 1893 im Theater an der Wien aufgeführt. Aber schon im Jahr 1892 war sie bei der Wiener Musik und Theater Ausstellung durch das Prager National Theater präsentiert worden.
Strauss hatte sich für das Libretto zunächst an Max Kalbeck gewandt, doch dieser war nur bereit an den Gesangstexten zu arbeiten. Um die Textenwicklung sollte sich ein anderer Autor, nämlich Gustav Davis kümmern, der mehrere erfolgreiche Lustspiele veröffentlicht hatte.
Hatte der letzte große Operettenerfolg von Johann Strauss Sohn – „Der Zigeunerbaron“ – seine Inspiration aus dem ungarischen Milieu bezogen, so ergab sich bei „Jabuka“ ganz selbstverständlich die Möglichkeit anstatt des Czardas den „Serbischen Kolo“ zu verwenden.
Bei der ersten Einstudierung hat sich Alexander Girardi in der Rolle des Exekutors Joschko und Jenny Pohlner aus Brünn in der Rolle der Jelka vorgestellt. Danach wurde die Jabuka auf vielen Bühnen in Österreich und in Deutschland gespielt. Sie wurde aber auch in Prag und im polnischen Lublan aufgeführt. Danach jedoch ereilte sie das gleiche Schicksal wie viele andere Strauss Operetten. Sie geriet in Vergessenheit. Ob dabei die schlechten Beziehungen zwischen Wien und Serbien eine Rolle spielten, ist heute schwer zu sagen.
Wir hoffen aber, dass unsere Aufführung überzeugend zeigt, dass auch diese Operette eine Vielzahl an musikalischen Juwelen beinhaltet.