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    von Norbert Rubey

    „Er ist der Begabtere, ich bin der Populärere“, urteilte Johann Strauss (Sohn) einmal über seinen jüngeren Bruder Josef. Gemessen am Bekanntheitsgrad, an der Präsenz in den Konzertprogrammen, an der Auseinandersetzung mit Leben und Werk scheint sich daran bis heute nicht viel geändert zu haben. Sogar über den Ort, wo sein Geburtshaus stand, finden sich in der spärlich vorhandenen Josef-Strauss-Literatur und verschiedenen Wien-Büchern widersprüchliche Angaben.

    Das Unvermeidliche ist geschehen, ich spiele heute zum ersten Male …

    Am 20. August 2007 jährte sich zum 180. Mal der Geburtstag des „Begabteren“, – der „nicht durch Jagdmachen auf Menschenleben ausgezeichnet werden“ wollte, als der Vater eine militärische Laufbahn für ihn vorsah; der sich literarisch betätigte; der bildnerisches Talent bewies; der eine Straßenkehrmaschine erfand; der eine Karriere als Bauingenieur abbrach und am 23. Juli 1853 an seine zukünftige Gattin Caroline schreiben musste, „Das Unvermeidliche ist geschehen, ich spiele heute zum ersten Male …“. Den Geschäftsinteressen der Großfamilie Strauss sich beugend hatte er für den zur Kur in Bad Neuhaus weilenden berühmten Bruder Johann die Leitung der Strauss-Kapelle übernommen. Sein erster Walzertitel „Die Ersten und Letzten“ drückt es aus: Nur ein kurzes Intermezzo sollte die aufgezwungene Kapellmeister-Tätigkeit sein. Bekanntlich ließen sich „Die Ersten nach den Letzten“ nicht vermeiden. Eine von der Mutter bestimmte strenge Hierarchie in der Großfamilie Strauss und sein früher Tod im Alter von kaum 43 Jahren verhinderten Josefs Heraustreten aus dem Schatten des „Populäreren“.

    Weil sie überaus gelungen sind, konnten trotzdem gar nicht wenige Werke von Josef Strauss ihren fixen Platz auf den Konzertpodien der Welt erobern: die Walzer „Sphären-Klänge“, „Dorfschwalben aus Österreich“, „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“, „Delirien“, „Perlen der Liebe“, die Polka Mazur „Frauenherz“ oder „Die Libelle“.

    „Elegisch schwärmerisch“, beschreibt Hans Weigel die Kompositionen; „ein halb mal lustig, ein halb mal traurig“, charakterisiert sie Hugo von Hofmannsthal. Richard Strauss faszinierte des nicht verwandten Namensvetters Walzer „Dynamiden“ so sehr, dass er ihn in die Oper „Der Rosenkavalier“ aufnahm: Der „Rosenkavalier-Walzer“ ist heute bekannter als die Vorlage dazu, die im Bewusstsein des breiten Opernpublikums kaum verankert ist. Viele vergessene musikalische Schätze harren ihrer Entdeckung.