Zur Frage der Größe des Orchesters, das Johann Strauss Sohn bei seinem Debüt am 15. Oktober 1844 im Casino Dommayer leitete kann man in vielen, leider auch jüngeren Strauss-Schriften und auch im Internet immer wieder lesen, Strauss habe mit einem 12 oder 15- Mann-Orchester gespielt.
Richtig ist zwar, dass er im Zuge der wohldurchdachten Vorbereitung des Debüts, beim Wiener Magistrat am 3. August 1844 angegeben hatte, Musikdirektor werden zu wollen und dabei zum Zwecke der Erwerbssteuerbemessung (!), zu Protokoll gegeben hatte, er sei „gesonnen, mit 12 bis 15 Personen zu spielen“ (Wiener Stadt- und Landesarchiv H.A.- Akten Hist. 2/1844 fol. 5-6). Aber am 8. Oktober 1844, also 7 Tage, vor dem ersten Auftritt, unterzeichneten gezählte 24 Musiker einen schriftlichen Dienstvertrag mit Johann Strauss Sohn. Das ist belegt; der Vertrag existiert (Wiener Stadt- und Landesbibliothek I.N. 202.144). Er enthält ein Substitutionsverbot – also ein Vertretungsverbot – sowohl für Proben als auch für Produktionen und war auf ein Jahr befristet. Es ist schwer vorstellbar, dass es sich der junge Debütant wirtschaftlich leisten konnte, eine fast vollständige „Zweitbesetzung“ im Hintergrund quasi „auf der Ersatzbank“ sitzen zu haben! Strauss brauchte die – ihn eingerechnet – 25 Musiker auch um die im Programm seines Debütkonzertes enthaltenen Werke – unter anderem Joseph Lanners Walzer „Die Schönbrunner“ oder Johann Strauss Vaters berühmte „Loreley-Rhein-Klänge“, oder die Ouvertüre zu Aubers Oper „Die Stumme von Portici“ und auch die eigenen Debütkompositionen – konkurrenzfähig aufführen zu können! Nachträgliche Berichte über die tatsächliche Anzahl der auftretenden Musiker sind nicht bekannt! Auf Grund der bekannten Fakten ist von einer Debütbesetzung von 24 + 1, also 25 Musikern auszugehen.
Eduard Strauss