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    MARIA STRAUSS (geb. KLENKHART) (1840–1921)

    Maria Magdalena Klenkhart wurde am 13. Juli 1840 in Wien geboren. Sie war die jüngste von drei Schwestern, und ihr Vater war der Besitzer eines Kaffeehauses gegenüber dem Etablissement Sperl, wo in den 1830er und 1840er Jahren Johann Strauss (Vater) regelmäßig aufgetreten war, wodurch es zum berühmtesten Vergnügungslokal Wiens avancierte. Es lag nur einen Katzensprung entfernt von dem Hirschenhaus, in dem um 1834 die Familie Strauss eine große Wohnung bezog.  Es überrascht daher nicht, dass sie Eduard, den jüngsten der drei Gebrüder Strauss, kennenlernte und ihn dann am 3. Jänner 1863 in der direkt gegenüber dem Hirschenhaus befindlichen Pfarrkirche St. Josef heiratete.

    Im Jahr 1865 reiste Marie, wie sie in der Familie Strauss genannt wurde, mit Eduard nach Russland, wo er in der ersten Hälfte der Sommersaison von Konzerten in Pawlowsk nahe St. Petersburg für Johann (Sohn) eingesprungen war.

    Am 16. Februar 1886 wurde das erste Kind des Ehepaares geboren, Johann Maria Eduard (heute als Johann Strauss (Enkel) auf Deutsch und auf Englisch als Johann Strauss III bezeichnet). Ein zweiter Sohn, Josef Eduard Anna, wurde am 20. September 1868 geboren. Bis 1886 blieb die Familie im Hirschenhaus. In diesem Jahr übersiedelte sie in eine Wohnung in einem neu errichteten Haus nahe der Ringstraße, das an der Ecke Reichsratsstraße/Stadiongasse zwischen dem Parlament und dem Rathaus liegt. Der Bau beider Gebäude war erst drei Jahre zuvor abgeschlossen worden.

    In den Jahren nach 1878 verbrachte Eduard Strauss den Großteil des Sommers auf ausgedehnten Konzertreisen, die ihn vor allem nach Deutschland führten. Marie blieb in Wien und war nicht nur für die Führung des Haushalts zuständig, sondern musste sich auch um Eduards finanzielle Angelegenheiten kümmern. Im Jahr 1897 entdeckte Eduard, dass sie fast die gesamten Gelder veruntreut hatte, um die Schulden zu zahlen, die ihre Söhne durch ihren extravaganten Lebensstil verursacht hatten. Eduard brach alle direkte Kontakte zu seiner Gattin und seinen Söhnen ab, zwang Marie, die Familienwohnung zu verlassen, und übernahm die Rolle des Kurators für alle ihre finanzielle Angelegenheiten. Als Folge dieser Verluste musste Eduard im Alter von 61 Jahren seine Auftritte und Konzertreisen fortsetzen. Es dauerte weitere vier Jahre, bis er sein Vermögen wieder aufgebaut hatte und sich in den Ruhestand begeben konnte.

    Als frommer Katholik strebte Eduard nie an, sich von Marie in irgendeiner Form scheiden zu lassen. Er kam für ihren Unterhalt auf, widmete aber in seinem Ruhestand  sehr viel Zeit der Errichtung seines Testaments, das sicherstellen sollte, dass weder ihre Gläubiger noch die ihrer Söhne je Zugriff auf sein Vermögen haben würden. Darin legte er auch fest, dass weder seine Gattin noch seine Söhne seinem Begräbnis beiwohnen sollten.

    Marie überlebte Eduard um fast fünf Jahre. Sie starb am 16. April 1921 an „Altersschwäche“.1 Sie wurde nicht am Zentralfriedhof im Ehrengrab neben Eduard sondern am Grinzinger Friedhof im Ehrengrab ihres Sohnes Johann beigesetzt. In einer Zeitungsnotiz zu ihrem Tod wird Marie als „eine durch große Herzensgüte ausgezeichnete Frau“ beschrieben.2 Es ist wohl möglich, dass das Familienleben in der Strauss-Dynastie zu hohe Anforderungen an sie stellte. Das scheint etwa der Fall gewesen zu sein, als im Sommer 1870, nach dem Tod ihrer Schwiegermutter Anna Strauss, sie die Führung des Haushaltes im Hirschenhaus übernehmen musste, während Tante Josefine, die normalerweise dafür zuständig war, mit Josef Strauss nach Warschau fuhr, wo er seine verhängnisvolle letzte Konzerttournee antreten sollte.

    In den Briefen, die Eduard in den folgenden Jahren an seinen Freund Jacques Kowy schrieb, erwähnt er oft, dass es seiner Frau wegen ihrer „Nerven“ gesundheitlich schlecht gehe. Offenbar hatte sie dem Druck, den ihre Söhne auf sie ausgeübt hatten, um sie dazu zu bringen, Geld für sie von den Konten Eduards abzuzweigen, nicht widerstehen können. Das mag auch darauf hinweisen, dass Marie keine besonders starke Persönlichkeit war.

     Leigh Bailey/Eduard Strauss

     

    1. „Todeseintragung von Marie Strauß geb. Klenkhart“, Jäger-Sunstenau Nr. 382, S. 439.
    2. Neues Wiener Journal, 17. April 1921, S.11.