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    Zur Interpretation der „Annen-Polka“ von Johann Strauss (Sohn)

    Das früheste Musikmanuskript von Johann Strauss (Sohn), das – abgesehen von Melodieskizzen – derzeit bekannt ist, konnte die Wienbibliothek im Rathaus bei der Dorotheum-Auktion am 4. Dezember 2008 erwerben: Es handelt sich um die 1852 komponierte und uraufgeführte „Annen-Polka“ op. 117, das wohl bekannteste und berühmteste Werk aus der ersten Schaffensperiode von Johann Strauss (Sohn).

    Das den gesamten Polka-Teil beinhaltende Blatt wurde von Strauss auch mit einer Widmung versehen: „Zur freundlichen Erinnerung / von Joh. Strauss / 18. Juli 1854.“ Der Datierung nach erfolgte die Niederschrift während Strauss’ Kuraufenthalt in Badgastein im Sommer 1854. Notentext und Klaviersatz stimmen bis auf eine bedeutende Änderung des Basses und der nachschlagenden Begleitung im 7. bzw. 15. Takt mit der beim Wiener Musikverleger Carl Haslinger erschienenen Klavierausgabe überein. Enorm hohen Quellenwert gewinnt dieses autographe Manuskript der „Annen-Polka“ jedoch durch Strauss’ Eintragungen von Vortragsanweisungen, die keine der bislang bekannten Quellen überliefern. Das Manuskript ist in der Musiksammlung der Wienbibliothek unter der Signatur MH 21120/c einzusehen.

    Allgemein muss festgestellt werden, dass auf Strauss’ Interpretationsvorstellung basierende Vortragsanweisungen in den Musikhandschriften und Notendrucken kaum aufscheinen, insbesondere nicht zu jenen Kompositionen, die zu einer Zeit entstanden sind, als er noch selbst die Strauss-Kapelle leitete. Außer der gedruckten Violine-1-Stimme zur Polka „L’Inconnue“ op. 182 (1857) und einer 1874 bei Ricordi in Mailand erschienenen Klavierausgabe der „Tritsch-Tratsch-Polka“ op. 214 sind solche Vortragsanweisungen nicht bekannt.