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    Tanz-Signale 2006

    „Zu ebener Erde und erster Stock“ – Wiener Tanzmusik auf mehreren Ebenen
    13. – 19. März 2006

    Der große nationale und internationale Erfolg der „Tanz-Signale“ in den Jahren 2004 und 2005 bestärkt die Veranstalter an der Idee zur jährlichen Durchführung eines auf wissenschaftlicher Basis stattfindenden Festivals der Wiener Tanzmusik im 19. Jahrhundert festzuhalten.

    „Wiener Tanzmusik auf mehreren Ebenen“ lautet das Thema der Tanz-Signale 2006, synonym zum Ausdruck gebracht durch das vorangestellte Titelzitat eines am 24. September 1835 im Theater an der Wien uraufgeführten Stücks von Johann Nestroy, Zu ebener Erde und erster Stock, oder: Die Launen des Glückes.

    Bei Nestroy wird auf einer horizontal geteilten Bühne – teilweise simultan gespielt – die ökonomische Kluft zwischen Oben und Unten, der Gegensatz zwischen Arm und Reich dargestellt.

    „Drei Unglücksfälle widerfahren dem übermütigen reichen Herrn von Goldfuchs oben, drei Glücksfälle der desperat armen Tandlerfamilie unten, mit dem Ergebnis, dass Oben und Unten die Quartiere tauschen. […]
    Das Leben der Armen und der Reichen ist aufeinander bezogen durch echoartige gleiche Strophenformen und Reime auf beiden Bühnen, aber mit kontrastierendem Inhalt und durch sprachlich streng analogische Dialoge, die manchmal in wörtliche Identität münden.“
     [Franz H. Mautner (Hg.), Johann Nestroy, „Komödien“, Bd. 1, S. 199, zitiert nach: Johann Nestroy, Historisch-kritische Ausgabe, hg. v. Johann Hüttner, Stücke 9/II, Zu ebener Erde und erster Stock, Wien 2003, S. 1]

    Tanzmusik wurde zu allen Zeiten ebenfalls auf verschiedenen Ebenen gespielt und getanzt, wobei diese Ebenen einerseits durch die soziale Schichtung – verknüpft auch mit der Rangordnung der Aufführungslokalitäten – und andererseits durch das musikalische Niveau der Ausführung bestimmt waren. Melodie und Rhythmus waren das Verbindende dieser Tanzmusik, – und es kam zu Austausch und Wechselwirkung aller Ebenen untereinander, zumal es noch keine Unterscheidung zwischen E- und U-Musik gab. Kunstvolle Variationen und Konzertparaphrasen transferierten die Tänze vom Tanzsaal in den Konzertsaal, und umgekehrt fanden Musiktheater und Konzert Eingang in tänzerische Gebrauchsmusik. Die Adaptierung städtischer Tanzmusik in ländlichen Gebieten und vice versa stellt ebenfalls einen Austausch auf verschiedenen Ebenen dar. Auch in der Choreographie der Tänze gab es feine Abstufungen, wurde doch Unten anders getanzt als Oben.

    Die Vielseitigkeit und die vielfältige Verwendung von Tanzmusik als Gebrauchs- sowie als Konzertmusik auf verschiedenen Ebenen vom auslaufenden 18. Jahrhundert bis in das beginnende 20. Jahrhundert ist die Thematik der Tanz-Signale 2006, die in einem zweitägigen Symposion, einem Roundtable, Gesprächskonzerten und Tanzworkshops mit einer Abschlussveranstaltung abgehandelt und diskutiert werden soll.

    Ziel der Veranstaltungen ist eine vermehrte Bewusstseinsbildung und Wissensfindung zu diesem Teilbereich der Wiener Musiktradition, der in seiner Bedeutung nicht nur für die Musikgeschichte selbst, sondern für die gesamte Wiener Kulturgeschichte relevant ist. Darüber hinaus soll Interpreten, Interessierten und Studierenden Anregung zu weiterführender fachübergreifender Auseinandersetzung geboten werden.

    Norbert Rubey