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    Tanz-Signale 2017

    Walzer aus Wien – mehr als ein Tanz?
    150 Jahre „An der schönen, blauen Donau“

    Zwei bedeutenden Repräsentanten des Wiener Musiklebens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem Wiener Männergesang-Verein als Auftraggeber einerseits, dem k. k. Hofballmusik-Direktor Johann Strauss (Sohn) andererseits, verdankt die Welt eine Komposition, die zum musikalischen Inbegriff speziell Wiener und österreichischer von Kulturmerkmalen geprägter Lebenswelten wurde. Von der Genese her zunächst mit einem satirischen Text unterlegt, der den damals tristen Alltag „An der schönen, blauen Donau“ beschreibt, avancierte die reine Instrumentalfassung des Walzers rasch zur „heimlichen Hymne“ Wiens und Österreichs und zu einem international anerkannten Kulturdenkmal, welches im In- wie im Ausland durch ein nach wie vor lebendiges kulturelles Selbstverständnis aus dem Zeitgeist einer vergangenen Epoche definiert wird. So erlangte der „Donauwalzer“ in der Stadt, wo er geboren, bald Identität stiftenden Nimbus, wurde darüber hinaus Ausdruck jenes sorgenfreien und optimistischen Lebensgefühls, das die Welt mit Wien verknüpft.

    Das Jubiläum der Uraufführung des „Walzers aller Walzer“ eröffnet den Diskurs zu weiteren Aspekten jener Tanzgattung, die als Wiener Walzer in die Musikgeschichte einging. Melodie, Takt, Harmonie- und Formverlauf geben diesem Tanz eine eigene Charakteristik, jene spezifisch „Wienerische Note“, welche ihn von vielen Walzern unterscheidet, die in anderen Ländern komponiert werden. Moderne Kompositionstechniken führen auf neue Wege bei der Umsetzung dieses „Wienerischen“.

    Seit mehr als zwei Jahrhunderten wird der Wiener Walzer nicht nur als reine Tanzmusik verbreitet, sondern findet auch Aufnahme in andere musikalische Gattungen, seien es Klavier- oder Kammermusik, Symphonie, Konzert, Oper, Operette, Ballett, Lied, Musical oder Schlager. Die nicht selten damit einhergehende Stilisierung beweist eindrucksvoll die Vielseitigkeit dieses Tanzes, der von Wien aus die Welt eroberte.

    Norbert Rubey